Veranlassung und Ziel der Webanwendung

Das Interesse der niedersächsischen Bevölkerung am Grundwasser ist groß. Insbesondere im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel rücken aktuelle und sich verändernde Grundwasserstände immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit, der Wasserwirtschaft(sverwaltung) und der Politik. Um diesem Interesse nachzukommen, wurde das NLWKN-Informationsportal „Grundwasserstandonline“ entwickelt, das eine zeitnahe Information hinsichtlich der aktuellen Situation des Grundwasserstands durch Darstellung und Bereitstellung landesweit erfasster tagesaktueller Grundwasserstandsdaten in Echtzeit ermöglicht. Dies geschieht auch im Sinne des niedersächsischen Umweltinformationsgesetzes (2006), wonach Umweltinformationen transparent und öffentlich zugänglich gemacht werden müssen und über Mittel der elektronischen Kommunikation abrufbar sein sollen. Die veröffentlichten Daten sollen die natürliche, witterungs- und klimatisch bedingte, d.h. eine anthropogen unbeeinflusste Grundwasserstandsentwicklung an den hier dargestellten Grundwassermessstellen sichtbar machen. Hieraus lassen sich keine möglichen Auswirkungen von z.B. Grundwasserentnahmen auf den Grundwasserstand dokumentieren oder ableiten. Darüber hinaus dient die statistisch ermittelte Klassifikation der aktuellen Grundwasserstandsdaten einzig ihrer besseren Einordnung in die langjährige Grundwasserstandsdynamik bzw. -entwicklung. Sie stellt keine Meldestufen dar, aus denen sich kritische Marken bzgl. des Grundwasserstands und/ oder Maßnahmen definieren lassen.

Haftungsausschluss

Auf dem NLWKN-Informationsportal „Grundwasserstandonline“ werden tagesaktuelle Grundwasserstandsdaten sowie Datenauswertungen von Grundwassermessstellen bereitgestellt, die vom Land Niedersachsen bzw. dem NLWKN betrieben werden. Es ist zu beachten, dass es sich bei den dargestellten Daten teilweise um nicht geprüfte Rohdaten handelt, die vollautomatisch an den Grundwassermessstellen erfasst und per Datenfernübertragung an die Webanwendung übermittelt werden.
Der NLWKN übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den NLWKN, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des NLWKN kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt.
Alle Angebote sind freibleibend und unverbindlich. Der NLWKN behält es sich ausdrücklich vor, Teile der Seiten oder das gesamte Angebot ohne gesonderte Ankündigung zu verändern, zu ergänzen, zu löschen oder die Veröffentlichung zeitweise oder endgültig einzustellen. Eine jederzeitige Verfügbarkeit kann nicht garantiert werden.

Grundwassermessstellen

Der NLWKN betreibt im Rahmen der Tätigkeiten als Gewässerkundlicher Landesdienst Niedersachsens zahlreiche Grundwassermessstellen in ganz Niedersachsen, die je nach Fragestellung unterschiedlichen Messnetzen und Messprogrammen innerhalb des Gewässerüberwachungssystems Niedersachsen (GÜN) zugeordnet sind. Grundsätzlich ist dabei zwischen Grundwasserstand und Grundwassergüte zu unterscheiden. Im Band 18 der NLWKN-Schriftenreihe Grundwasser sind weitere Informationen bzgl. des Gewässerüberwachungssystems Niedersachsen (GÜN) sowie der Messnetze und Messprogramme des NLWKN enthalten. Die in dieser Webanwendung dargestellten Grundwassermessstellen sind Teil des neuen landesweiten Messprogramms „Klima-Grundwasserstand“, welches zur Ermittlung klimawandelbedingter Veränderungen des Grundwasserstands in Niedersachsen betrieben wird (s. Band 53 der NLWKN-Schriftenreihe Grundwasser). Wesentliche Anforderungen an die Grundwassermessstellen zur Integration in dieses Messprogramm und zur Darstellung in dieser Webanwendung sind:

  • Datenverfügbarkeit und Messturnus: Die Grundwassermessstellen verfügen über eine möglichst lange und zusammenhängende Datenreihe mit täglichen (mindestens jedoch monatlichen) Messungen.
  • Natürliche Dynamik: Der Grundwasserstand weist eine natürliche, witterungs- und klimatisch bedingte Dynamik auf (soweit ersichtlich) und ist möglichst nicht durch anthropogene (künstliche) Eingriffe beeinflusst (z.B. Grundwasserentnahmen).
  • Oberflächennaher Grundwasserstand: Bei den Grundwassermessstellen liegen möglichst oberflächennahe Grundwasserstände freier Grundwasserleiter vor (geringer Flurabstand), da diese mehr oder weniger direkt von der Witterungsdynamik, d.h. Niederschlagsverhältnisse und Verdunstung als bestimmende Faktoren der Grundwasserneubildung, abhängig sind und das jahreszeitliche Zusammenwirken beider Klima-Parameter zeitversetzt, aber ziemlich exakt, wiedergeben (je nach Mächtigkeit und Durchlässigkeit der vorhandenen Deckschicht; Hölting und Coldewey, 2013).
  • Räumliche Abdeckung und Repräsentativität: Die Grundwassermessstellen sind so gewählt, dass sie räumlich möglichst gleichmäßig über Niedersachsen verteilt sind und die hydrogeologischen Verhältnisse Niedersachsens bestmöglich repräsentiert werden.
Messwerte und Stammdaten

Auf diesem Informationsportal werden verschiedene Messwerte und Datenauswertungen veröffentlicht:

  • Grundwasserstand Aktuell: An den Grundwassermessstellen werden mittels Datensammler täglich Messwerte bzgl. Grundwasserstand und Flurabstand erfasst, mittels Datenfernübertragung übermittelt und als Tageswerte pro Grundwassermessstelle dargestellt. Die Tageswerte sind als Tabelle und Diagramm exportierbar.
  • Grundwasserstand Gesamtzeitraum: Zur besseren Einordnung der tagesaktuellen Messwerte in die langjährige Grundwasserstandsdynamik bzw. -entwicklung werden pro Grundwassermessstelle Monatsmittelwerte seit Beginn der Messungen bereitgestellt. Die Monatsmittelwerte sind als langjährige Datenreihen in Tabellenform in der niedersächsischen Landesdatenbank für wasserwirtschaftliche Daten als Download verfügbar.
  • Hauptwerte: In Form von Hauptwerten stehen jährliche und langjährige statistische Kennwerte für jede Grundwassermessstelle zur Verfügung. Diese werden nach bundesweit einheitlichen und festgelegten Regeln durch statistische Verfahren ermittelt und umfassen monatliche, halbjährliche und jährliche Mittelwerte sowie Höchst- und Niedrigstwerte pro hydrologischem Jahr und Mittelwerte sowie Höchst- und Niedrigstwerte für langjährige Referenzzeiträume. Referenzzeitraum ist i.d.R. der 30-jährige Zeitraum 1991-2020 (hydrologische Jahre). Sollten für diesen Zeitraum keine Daten vorliegen, bezieht sich der Referenzzeitraum auf den Zeitraum Messbeginn-Oktober 2020. Bei entsprechender Datenlage ist der Zeitraum 1981-2010 (hydrologische Jahre) ein zusätzlicher Referenzzeitraum, für den die langjährigen Hauptwerte berechnet werden. Bis einschließlich 2023 erfolgt die Berechnung der jährlichen Höchst- und Niedrigstwerte aus Monatsmittelwerten, ab dem hydrologischen Jahr 2024 aus Tageswerten.

Die messstellenspezifischen Messwerte und Datenauswertungen liegen sowohl in tabellarischer als auch in graphischer Form vor, der Darstellungszeitraum ist auswählbar. Zusätzlich sind die für die Grundwassermessstellen zugrundeliegenden Stammdaten inklusive Ausbauschema und Bohrprofil verfügbar.

Klassifikation des aktuellen Grundwasserstands

„Grundwasserstandonline“ ermöglicht eine statistisch basierte Einordnung der tagesaktuellen Grundwasserstandsdaten in die langjährige Grundwasserstandsdynamik. Diese Einordnung erfolgt gemäß untenstehender Tabelle in klassifizierter Form. Die Werte der statistischen Klassengrenzen ergeben sich aus Höchst- und Niedrigstwerten sowie festgelegten Quantilswerten, die pro Monat und Grundwassermessstelle aus den jeweiligen Monatsmittelwerten des langjährigen Referenzzeitraums (i.d.R. der 30-jährige Zeitraum 1991-2020, andernfalls Messbeginn-2020) pro Grundwassermessstelle berechnet wurden. Ein sehr niedriger Grundwasserstand liegt bspw. vor, wenn der aktuelle Grundwasserstand kleiner ist als der Wert, der von 15% der Messwerte des jeweiligen Monats im Referenzzeitraum unterschritten wird.

Klassifikation des aktuellen Grundwasserstands Statistische Klassengrenze Beschreibung
Höchstwert überschritten Höchstwert Aktueller Tageswert > als der im Referenzzeitraum dokumentierte Höchstwert des jeweiligen Monats
sehr hoch Q0,85 Aktueller Tageswert ≥85% der Mittelwerte des jeweiligen Monats im Referenzzeitraum
hoch Q0,75 Aktueller Tageswert ≥75% der Mittelwerte des jeweiligen Monats im Referenzzeitraum
normal Q0,25-0,75 Aktueller Tageswert ≥25% - <75% der Mittelwerte des jeweiligen Monats im Referenzzeitraum
niedrig Q0,25 Aktueller Tageswert <25% der Mittelwerte des jeweiligen Monats im Referenzzeitraum
sehr niedrig Q0,15 Aktueller Tageswert <15% der Mittelwerte des jeweiligen Monats im Referenzzeitraum
Niedrigstwert unterschritten Niedrigstwert Aktueller Tageswert < als der im Referenzzeitraum dokumentierte Niedrigstwert des jeweiligen Monats

Webservice

„Grundwasserstandonline“ stellt einen Webservice bereit, der kostenfrei genutzt werden kann. Über die Grundwasserstandonline REST-API können die auf „Grundwasserstandonline“ bereitgestellten Daten auf einfache Weise abgefragt werden. Der Webservice wird in der Dokumentation detaillierter beschrieben.

Glossar

Filteroberkante / -unterkante (FOK/FUK): Lage der Oberkante bzw. Unterkante der Filterstrecke einer Grundwassermessstelle in m unter GOK.
Flurabstand: Lotrechter Abstand zwischen GOK und der Grundwasseroberfläche des ersten Grundwasserstockwerks (Grundwasserstand in m unter GOK).
Geländeoberkante (GOK): Durchschnittliche Geländehöhe im Umfeld einer Grundwassermessstelle, grundsätzlich in m NHN angegeben.
Grundwasserkörper: Gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) ein abgegrenztes Grundwasservolumen innerhalb eines oder mehrerer Grundwasserleiter.
Grundwassermessstelle: Anlage zur Ermittlung hydrologischer Werte des Grundwassers, z.B. des Grundwasserstands.
Grundwasseroberfläche: Obere Grenzfläche des Grundwasservorkommens.
Grundwasserspiegel: Ausgeglichene Grenzfläche des Grundwassers z.B. in einer Grundwassermessstelle, bei der ein Druckausgleich gegen die Atmosphäre herrscht.
Grundwasserstand: Höhe des Grundwasserspiegels in einer Grundwassermessstelle über oder unter einer waagerechten Bezugsebene, beispielsweise NHN (Normalhöhennull, Höhe über dem Meeresspiegel).
HHW: Höchster jemals beobachteter Grundwasserstand an einer Grundwassermessstelle.
HW: Höchster beobachteter Grundwasserstand innerhalb eines Jahres (bzw. eines gewählten Zeitraums) an einer Grundwassermessstelle.
Hydrogeologischer Großraum: Große Bereiche der Erdkruste mit ähnlichen hydrogeologischen Eigenschaften und ähnlichen Grundwasserverhältnissen, die auf derselben geologischen Entstehungsgeschichte und einem einheitlichen tektonischen Baumuster beruhen (s. BGR: Hydrogeologische Raumgliederung von Deutschland).
Hydrogeologischer Raum: Bereiche der Erdkruste, deren hydrogeologische Eigenschaften aufgrund ähnlichen Schichtenaufbaues, ähnlicher geologischer Struktur, ähnlicher Morphologie und ähnlicher Grundwasserbeschaffenheit im Rahmen einer festgelegten Bandbreite einheitlich sind. Die Grenzziehung berücksichtigt, wo hydrogeologisch sinnvoll, die naturräumliche Gliederung der physischen Geographie (s. BGR: Hydrogeologische Raumgliederung von Deutschland).
Hydrogeologischer Teilraum: Einzelne oder mehrere hydrogeologische Einheiten, die einen regional einheitlichen Bau aufweisen. Die Grenzziehung berücksichtigt, wo hydrogeologisch sinnvoll, die naturräumliche Gliederung der physischen Geographie (s. BGR: Hydrogeologische Raumgliederung von Deutschland).
Hydrologisches Jahr (= Abflussjahr): Einjährige Zeitspanne für die Bestimmung hydrologischer Kenngrößen. Abweichend vom Kalenderjahr beginnt ein hydrologisches Jahr am 01.November und endet am 31. Oktober des folgenden Kalenderjahres. Bezeichnet wird das hydrologische Jahr durch das Kalenderjahr, dem die Monate Januar bis Oktober angehören (Winterhalbjahr: November – April, Sommerhalbjahr: Mai-Oktober).
Messbezugspunkt (MBP): Festgelegter Punkt an einer Grundwassermessstelle als Bezugspunkt für die Messung des Grundwasserstands in einer Grundwassermessstelle (Höhe des MBP i.d.R. in m NHN). Der MBP kann kleiner oder größer als die GOK sein.
MW: Mittlerer beobachteter Grundwasserstand innerhalb eines Jahres (bzw. eines gewählten Zeitraums) an einer Grundwassermessstelle.
NNW: Niedrigster jemals beobachteter Grundwasserstand an einer Grundwassermessstelle.
Normalhöhennull (NHN): Bezeichnung der Bezugsfläche für die Angabe von Höhen über dem Meeresspiegel in Deutschland. Seit 1993 Nachfolger von Normalnull (NN).
NW: Niedrigster beobachteter Grundwasserstand innerhalb eines Jahres (bzw. eines gewählten Zeitraums) an einer Grundwasssermessstelle.
Referenzzeitraum: Langjähriger Zeitraum, der zur Ableitung statistischer Kenngrößen verwendet wird. Analog zur aktuell geltenden Klimanormalperiode 1991-2020, liegt den in der Webanwendung dargestellten statistischen Auswertungen (Klassifikation des akt. Grundwasserstands, Hauptwerte) pro Grundwassermessstelle ebenfalls die Periode 1991-2020 (hydrologische Jahre) als Referenzzeitraum zugrunde. Sollten für diesen Zeitraum keine Daten vorliegen, bezieht sich der Referenzzeitraum auf den Zeitraum Messbeginn-Oktober 2020.